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Das Lithium-Zeitalter hat gerade erst begonnen – Tesla attackiert Deutsche Autobauer auf dem Heimatmarkt
Dirk Harbecke, Chairman von Rock Tech Lithium, erläutert Hintergründe zum Lithiummarkt
www.irw-press.at/prcom/images/messages/2019/49373/Newsletter 27-Lithium-Zeitalter-Tesla.001.jpegDas Leben der Menschen wird immer mehr elektrisiert. Der Chef des Batterie-Herstellers Varta, Herbert Schein, sagte vor Kurzem in einem Zeitungsinterview, dass Lithium-Ionen-Akkus erst am Anfang eines ganz großen Booms stünden. Er glaubt, dass Smartphones schon in fünf bis sechs Jahren mit vielen kleinen anderen Geräten zusammenarbeiten werden, die alle Lithium-Ionen-Batterien benötigten. Weiter Anwendungsgebiete beziehungsweise Wachstumsmöglichkeiten sieht Schein bei Werkzeugen wie Akkuschraubern sowie Garten- und Haushaltsgeräten wie Staubsaugern.
In Deutschland kommt noch eine Besonderheit dazu: Hier laufen in den kommenden Jahren die Einspeisevergütungen für Solarstrom aus. Dann wird es für Eigentümer günstiger, wenn sie den Strom, den sie mit ihren Photovoltaikanlagen gewinnen, selbst nutzen, statt ihn ins Stromnetz einzuspeichern. Dabei geht es in Deutschland um rund 1,7 Millionen Solaranlagen, die sinnvollerweise mit einem Lithium-Ionen-Speicher gekoppelt werden müssten. Nicht umsonst hat der Mineralölkonzern Shell Anfang des Jahres den deutschen Stromspeicher-Spezialisten Sonnen übernommen, in den er 2018 bereits 60 Millionen Euro (66 Millionen Dollar) investiert hatte.
Der Varta-Chef hat sicherlich in allen von ihm aufgeführten Punkten Recht. Um wesentlich größere Dimensionen geht es jedoch in zwei anderen Bereichen: Bei industriellen Energiespeichern für Wind- und Solarparks sowie bei Fahrzeugen. Hier sind vielleicht die Stückzahlen nicht höher. Es geht hier jedoch bestimmt um deutlich mehr Kilowattstunden und sehr viel größere Mengen der benötigten Batterie-Rohstoffe.
Rasante Wachstumsraten
Die Analysten der Unternehmensberatung McKinsey und der Global Battery Alliance des Weltwirtschaftsforums (WEF) prognostizieren, dass die Nachfrage nach Batterien bis 2030 um mindestens das 14-Fache steigen wird. Das würde ein jährliches Plus von 25 Prozent bedeuten. Zur Erinnerung: Selbst in der Boomphase der Lithiumspekulation von 2016 bis Ende 2017, in der der Preis für das Leichtmetall rasant nach oben schoss, nahm die weltweite Förderung nur um 17 Prozent pro Jahr zu. In einem optimistischeren Szenario kommen die McKinsey- und WEF-Experten sogar auf einen Anstieg um das 19-Fache. Das deutet recht stark auf ein Angebotsdefizit oder einen Nachfrageüberhang hin.
Der unabhängige Lithium-Industrie-Analyst Rodney Hooper rechnet damit, dass es genau dazu schon bald kommen wird. Hooper meint, wenn Tesla und Volkswagen ihre Verkaufsziele bei E-Autos tatsächlich erreichen, der Lithium-Markt leergefegt ist und von dem Rohstoff für die anderen Autoproduzenten nichts übrigbleibt.
Tesla baut gerade ein Werk in China – und hat gestern überraschend den Bau einer Gigafactory in der Nähe von Berlin bekannt gegeben! In Shanghai will der E-Auto-Pionier ab Ende des Jahres pro Woche 1.000 Autos vom Model 3 fertigen – macht rund 50.000 im Jahr, in Deutschland soll die Produktion bereits Ende 2021 beginnen! Die Pläne von VW sind noch ein paar Nummern ambitionierter. Der größte Pkw-Produzent der Welt stellt gerade sein Werk in Zwickau auf die Produktion von Elektro-Autos um. Ende 2020 soll der Umbau abgeschlossen sein. Dann will VW alleine dort 330.000 E-Fahrzeuge pro Jahr fertigen – und bereits 2025 weltweit 3 Millionen E-Autos verkaufen. In Batteriezell-Fabriken in Europa investiert VW bis 2025 30 Milliarden Euro, und bis 2030 nochmal so viel.
Vor allem VW könnte der Elektromobilität damit zum Durchbruch verhelfen. Kurz vor der Automesse IAA berichtete die New York Times, dass der Konzern aufgrund seiner Nachfragemacht Batteriezellen für 100 Dollar pro Kilowattstunde einkaufe. Die Meldung wurde von VW angeblich indirekt bestätigt. Ab dieser Marke erreichen E-Autos die Kostenparität im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass VW-CEO Herbert Diess wenig später sagte, dass der Umstieg auf E-Autos nicht die Gewinnmargen des Konzerns belaste.
Trotz dieser hervorragenden Aussichten hat der Lithium-Markt schwere Monate hinter sich. Sowohl der Preis für das Leichtmetall als auch die Aktienkurse der entsprechenden Förderer und Explorer standen spürbar unter Druck. Möglicherweise ist der Tiefpunkt aber erreicht beziehungsweise bereits überschritten. Albemarle, der größte Lithium-Produzent auf der Welt, berichtete im Zusammenhang seiner Ergebnisse für das zweite Quartal, dass sich der Lithium-Preis im Jahresvergleich verbessert habe. Das Unternehmen schließt derzeit keine neuen Lieferverträge auf Basis des aktuellen Spotmarktpreises ab. Und mit jeder neuen Gigafactory erhöht sich die Lithium-Nachfrage weiter! Das hört sich nicht schlecht an.
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